innehalten
13
Mrz

ZEIT ZUM INNEHALTEN

ZEIT ZUM INNEHALTEN- Wenn Veranstaltungen abgesagt werden, Schulen schließen und Regionen abgeschirmt werden, haben wir die Chance, inne zu halten und über uns nachzudenken. Alles ist selbstverständlich geworden: Erlebnisevents, Reisen, grenzenlose Verfügbarkeit von Allem, Versicherungen gegen alle Risiken – und dann ein Virus. Das wirtschaftliche, kulturelle und soziale Leben muss sich neu formieren. Niemand hat einen Plan, mit diesen Ereignissen umzugehen. Wir sind auf uns zurückgeworfen. Keine Autorität, die uns aus dieser Situation herausführt.

Zeit für Reifung – „Reifung durch Reibung“ , so der vorgesehene Titel meines Vortrages an dem abgesagten Kongress.

Was will reifen?  Was will reifen in mir? Gewohnheiten überdenken, vermeintliche Selbstverständlichkeiten und Freiheiten würdigen, die Verletzlichkeit des Lebens spüren, Rückzug vom Öffentlichen, um still zu werden, dem nach außen orientierten Leben, also dem „Veräußerlichten“,  mit einem „Verinnerlichen“ antworten. Irritationen in meinem humanistisch geprägten Menschenbild – „mich vor Menschen schützen und andere Menschen vor mir schützen“.

Vielleicht ist es die Chance, wirklich zu erkennen, dass wir alle Teil von allem sind, wir nur koexistent leben und überleben können, dass Separatismus ein Reflex auf Gefahr ist und Verbundenheit die Grundlage des Lebendigen.

Das angelaufene  Krisenmanagement und der damit verbundene Aktionismus, die „Sache wieder in den Griff zu bekommen“ ist als erste Reaktion nachvollziehbar, lebensrettend und sinnig – es ist die „äußerliche Reaktion“. Die vielleicht wertvollere und für eine Reifung unseres Bewusstseins weitgehendere zweite Reaktion wäre die „verinnerlichte Reaktion“ mit Fragen und Gedanken wie:

  • Was ist mir das Wertvollste im Leben, das Heiligste, das Kostbarste?
  • Was brauche ich nicht, um glücklich zu sein?
  • Mit welchen Menschen will ich zusammen sein, wenn ich zurückgezogen Lebenszeit verbringen muss? Was will dann gesprochen werden, was ist wirklich, wirklich wesentlich?
  • Bin ich bereit und in der Lage, über mich hinaus zu denken – andere Menschen und die Natur als ICH, als Mitwelt, als Teil meines Lebens zu erfassen?
  • Was will und was kann mir diese Krise über mich, meine Lebensgewohnheiten und die Weise unseres kollektiven Zusammenlebens aufzeigen?

Vielleicht können wir uns an den Tagen des Kongresses (aber auch darüber hinaus) an das Wesentliche anlehnen:  Verbundenheit und Verbundensein sind Bedingung für Leben, mein Handeln ist ohne ein DU sinnfrei, mein Handeln ist eingebunden in etwas Größeres und schöpft aus diesem, Gemeinschaft ist die Basis von Leben…….

In Dankbarkeit für das geschenkte Leben

Albert Pietzko