Referenten
28
Jan

REIFUNG – EINE HERAUSFORDERUNG UNSERER ZEIT

„Reifung ist eine der größten Aufgaben und Herausforderungen unserer Zeit“, schreibt Dr. Joachim Galuska in seinem Vorwort zum Kongress „Reifung“. Im Jahr 2020 widmet sich der große Heiligenfeld Kongress genau diesem Thema, der individuellen, organisationalen und gesellschaftlichen Reifung. Gerade im Hinblick auf die Katastrophen in der Welt, ob verantwortungsloses Abholzen von Regenwald, unmenschliches Miteinander, Profitgier und Bereicherung, Ausbeutung und Vereinzelung, zeigt sich, das Thema „Reifung“ betrifft jeden.

Dennoch ist das Thema der menschlichen Reifung nach wie vor nicht in der Öffentlichkeit angekommen. Es ist ein Tabuthema. Denn die Aufmerksamkeit auf unreife Verhaltensweisen zu lenken, bei sich und anderen, beschämt und kränkt.

Erkennbare Reife

Reife Menschen sind ähnlich wie reifes Obst ein Genuss. Sie fallen positiv in der Gesellschaft auf, sie haben Charisma. Sie sind bedingungslos im Geben, und messen ihren Wert nicht in materiellen Gütern oder Beliebtheit. Sie stellen sich dem Wettbewerb, aber konkurrieren nicht. Sie empfinden einen hohen Freiheitsgrad, sind offen, interessiert und bewertungsfrei. Sie sind empathisch, liebevoll, gütig und herzlich. Sie reflektieren sich, ohne sich zu vergleichen, sind authentisch und gelassen. Sie leben in Beziehungen, übernehmen Verantwortung und dienen einer lebensfreundlichen Welt.

Gesellschaftlich unreif

Die zunehmende Vereinzelung und somit Vereinsamung ist eine Folge von unserem Streben nach Selbstverwirklichung, Bedürfnis- und Augenblicksbefriedigung und Gewinnmaximierung. Ein unreifer Mensch flüchtet vor Verantwortung und hat Angst. Organisational und gesellschaftlich zeigt sich Unreife in Abgrenzung und zunehmender Reglementierung.

Wandel zur Reifung

Streben und Handeln im Bewusstsein der Würde des Menschen, also der Humanismus, sollte die Orientierung für unser Denken und Tun sein. Ziel wäre ein lebensfreundliches/liebenswertes Leben. Das Prinzip der Kooperation und die Orientierung am Gemeinwohl könnte organisational und gesellschaftlich die Lösung sein.

Reifen durch Beziehung

Durch jede Art von Beziehungen reifen wir. Dabei ist es unwichtig, ob es gute oder schlechte Kontakte und Bindungen sind. Gewalt, Misserfolg und Lieblosigkeit kann ebenso nützlich sein wie Nähe, Freude und Verbundenheit. Beides sind Erfahrungen, die reifen lassen. Beachtlich ist auch, dass Beziehung zu einem Tier, Menschen ebenso reifen lässt wie zu einem Menschen. Ebenso muss es nicht eine irdische Beziehung sein, auch der Bezug zu Gott und die Einordnung in ein höheres Ganzes gibt Impulse für das Reifen. Es ist das „Du“, was einen Reifungsprozess fördern kann.

Natürlich reifen

Von der Natur können wir für unseren Reifungsprozess viel lernen. Der biologische oder chemische Prozess des Reifens, zum Beispiel bei Lebensmitteln führt zur Genießbarkeit, Veredelung oder Konservierung. Es ist eine langfristige Orientierung am Guten. Der Jahresverlauf mit Frühling, Sommer, Herbst und Winter zeigt uns, dass es verschiedene Phasen im Leben gibt, das Erblühen, Reifen, Ernten sowie eine brachliegende stille Zeit. Ein Beispiel für bewusstes ressourcenschonendes und ökologisch, ökonomisch und soziales Handeln. Pflanzen wachsen, wirken in ihrer Schönheit, pflanzen sich fort durch ihre Pollen und Samen und welken bis hin zur Vergänglichkeit. Ein Kommen und Gehen ist natürlich und das sollten wir uns wieder mehr bewusst machen und das Festhalten loslassen.

Apell für eine individuelle, organisatorische und gesellschaftliche Reifung

Wir sind gefordert,  Verantwortung für unseren eigenen Reifungsprozess zu übernehmen, um das eigene Leben zum Blühen zu bringen, unsere Beziehungen blühen zu lassen und einen verantwortlichen Beitrag zur Reifung unserer Arbeitsfelder und unserer Welt zu leisten, schreibt Dr. Joachim Galuska im Vorwort zum Kongress „Reifung: individuell – organisatorisch – gesellschaftlich“, der vom 14. bis 17. Mai 2020 in Bad Kissingen stattfindet. Wie das gehen kann, werden über 1.000 Menschen an vier Tagen diskutieren.

Von: Anita Schmitt