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Feb

Interview der „Leben lieben“ Tour mit Doris Gschwendtner und Artan Laska

Joachim Galuska begrüßt alle Anwesenden. Seine Frau Uta Galuska eröffnet mit einem Gedicht und stimmt die Anwesenden auf das Thema ein.

Im Anschluss präsentiert die Kindergruppe der Klinik Waldmünchen ein Musikstück.

Das folgende Interview zwischen Joachim Galuska und dem Chefarzt, Artan Laska, sowie der Leiterin der Kreativtherapie der Heiligenfeld Klinik Waldmünchen, Doris Gschwendtner, fassen wir hier inhaltlich zusammen.

Joachim Galuska fragt Herrn Laska und Frau Gschwendtner, was ihr Bezug zum Thema „Leben lieben“ ist. Für Artan Laska ist das ein großes und wichtiges Thema und er stellt dar, dass Menschen aus zwei Teilen bestehen, die immer zusammen sind und wirken. Die erste Komponente ist der Körper und die zweite ist die Seele.

Joachim Galuska fasst zusammen, dass diese beiden Komponenten eine psychosomatische Einheit darstellen. Artan Laska ergänzt: „Genau deswegen ist es einfach – ohne Leben gibt es kein lieben und ohne lieben gibt es kein Leben!“ Für die therapeutische Praxis bedeutet es für ihn, dass es wichtig ist, sich auf den*die Patient*in und seine*ihre Bedürfnisse einzulassen um ihm*ihr die richtige Hilfe zukommen zu lassen.

Joachim Galuska fasst es als Ressourcenaufbau und Kompetenzentwicklung zusammen. Dann reicht Herr Galuska die Frage an Frau Gschwendtner weiter. „Für mich persönlich ist mein Leben ein Geschenk, ich möchte damit achtsam umgehen! Das gelingt mir am meisten, wenn ich in der Natur bin. Sei es beim Spazierengehen, oder in der Meditation/im Gebet oder bei der Gartenarbeit. Sich verbinden mit der Erde, mit der Schöpfung.“

Joachim fragt nochmal nach: „Leben ist, wenn ich es richtig verstehe nicht nur das eigene Leben, sondern auch das Leben der Erde/der Schöpfung“. Frau Gschwendtner betont, dass es ein wichtiger Teil ihres Lebens ist, mit sich sowie anderen Menschen, der Gemeinschaft und der Schöpfung in Verbindung zu sein. Herr Artan Laska ergänzt, dass es sich beim Leben nicht nur um eine Anzahl an Tagen drehe, sondern immer auch um die Lebensqualität. In der Praxis wird Herr Laska oft mit den Fragen oder Aussagen von Pateint*innen konfrontiert, wie beispielsweise: Ich möchte nicht mehr Leben….  Ich kann nicht mehr Leben… – dies habe ihn dazu veranlasst sich damit auseinanderzusetzen. Die Lebensqualität sowie gewisse Ziele seien laut Artan Laska entscheidend.

Joachim Galuska fragt nach: „Heißt das, dass es Menschen, die sich selbst das Leben nehmen wollen, nicht gelingt ihr Leben anzunehmen bzw. das Leben zu lieben?“ Laut Herrn Laska können Menschen, wenn eine körperliche oder eine psychische Erkrankung vorliegt und sie deshalb nicht mehr arbeiten können, sich nicht mehr um die Familie kümmern oder sie können sich sogar um sich selbst nicht mehr kümmern und auch keine Zukunftsperspektive mehr sehen.

Herr Galuska fragt, ob Herr Laska Unterschiede sehen kann zwischen Menschen mit Depressionen, die in ihren negativen Gedanken und ihrer Verzweiflung gefangen sind und Menschen, die eine schwere körperliche Erkrankung haben und sagen ich will es nicht mehr erleiden und will es meinen Angehörigen nicht antun, mich pflegen zu müssen. Herr Laska meint, dass man das gerade im psychosomatischen Bereich oft nicht voneinander trennen kann – viele Menschen die körperlich sehr krank sind entwickeln oft auch Depressionen oder andere psychische Krankheiten. Aus seiner Erfahrung, oft Patienten mit einem Schlaganfall oder einer Krebserkrankung. Die Frage sei, wie es gelingen kann, dass Menschen dann wieder zum Leben finden, meint Joachim Galuska.

Herr Galuska fragt, auch im Bezug auf die Klinik, was man dann tun kann, wenn Jugendliche so verzweifelt sind und sich verletzen oder auch versuchen, sich das Leben zu nehmen. Frau Gschwendtner betont, dass gerade bei Jugendlichen Bindung, Beziehung und Liebe eine große Rolle spielen, da Kinder und auch Jugendliche abhängig von einer Bezugsperson sind. Sie meint: „Die meisten Jugendlichen und Familien die hierher kommen wollen einfach nur glücklich sein – doch die meisten sind oft weit von dieser Realität entfernt.“

Aus ihrer Erfahrung heraus ist es zunächst wichtig, den Patientinnen und Patienten zu helfen, eine gute Bindung /Beziehung zu sich selbst aufzubauen. Hierfür ist es notwendig, erst mal die eigene Bedürfniswelt kennenzulernen und diese im Schutz der therapeutischen Gemeinschaft auszudrücken – hierfür werden in der Klinik den Kindern und Jugendlichen vor allem auch die kreativen Mittel nähergebracht und zur Verfügung gestellt.

„Wie kann es gelingen, dass Menschen/Kinder ein grundsätzliches Gefühl der Freude, der Liebe zum Leben entwickeln? Oder haben Kinder dies von Anfang an und verlernen es nur dadurch, dass schlecht mit ihnen umgegangen wird?“ fragt Herr Galuska.

Frau Gschwendtner antwortet: „Ich denke, viele haben negative Erfahrungen aus ihren Bindungsmustern oder überhaupt in der Familie oder mit ihren Bezugspersonen erlebt“.

Frau Gschwendtner meint, dass Kinder und Jugendliche mit diesen Erfahrungen in die Klinik kommen. Als Therapeut*innen begleiten sie diese Kinder darin, mit ihren Eltern eine gute Bindung aufzubauen, ihre Bedürfnisse auszudrücken und gleichzeitig bauen die Therapeut*innen und Erzieher*innen einen Erlebnisraum auf, indem positive Bindungserfahrungen erlebt werden können und auch direkt emotional in ihren Bedürfnissen beantwortet werden können.

„Ich möchte gerne grundsätzlich fragen – ist es so, dass wir das Leben dann annehmen können / lieben können / Ehrfurcht entwickeln können, wenn unsere Eltern uns als Kindern auch so begegnet sind. Wenn meine Eltern mich als Kind annehmen lieben, schätzen und mit Ehrfurcht begegnen – vielleicht müssen / sollen / können wir es erfahren, damit es lebendig werden kann oder damit etwas, was uns verstört oder verzweifelt, in uns heilen kann.“ fragt Joachim Galuska.

Frau Gschwendtner meint, dass es natürlich besser wäre, wenn ein Kind die Erfahrung einer guten Bindung zu einer Bezugsperson machen würde und emotional mit seinen*ihren Bedürfnissen dort abgeholt wird, wo es steht. Doch ihre Erfahrungen zeigen, dass die Realität oft leider anders ist. Doch auch im Nachgang können noch nährende und gute Erfahrungen gemacht werden und das macht Sie persönlich glücklich und bestärkt sie in ihrer Arbeit. Sie meint:„..wenn sich Patienten hier nach acht Wochen Therapie verabschieden und sagen, sie fühlen sich glücklicher als vorher“, sei dies für sie die größte Freude, zu sehen, wie Menschen neue Erfahrungen machen und daran wachsen.

Joachim Galuska: „Ein spiritueller Lehrer, hat einmal den Satz gesagt, welcher mich auch heute noch begleitet und mich zum Nachdenken anregt: „Liebe heilt!“ Was ist es, dass wir als Therapeut*innen unseren Patientinnen und Patienten entgegenbringen – unser Wissen oder vielleicht auch unsere Kompetenz für Heilungstechniken und Medikamente? Ist die Aussage „Liebe heilt“ für eine*n Psychiater*in / Psychosomatiker*in eine Herausforderung?“

Das gesamte Interview und die Beantwortung dieser Frage können Sie im Video-Mitschnitt ab dem 06.02.2023 bis zum 20.02.2023 hier auf der Kongress-Seite anschauen.

Ansonsten finden Sie das Video auch auf dem YouTube-Kanal von Heiligenfeld: https://www.youtube.com/@HeiligenfeldKliniken